Ich kann mich noch sehr gut an meine eigene Schulzeit erinnern. Anfangs hatte ich Spass daran, der mir jedoch sehr schnell verging. Ich war im Unterricht immer ein paar Schritte voraus und verpasste dadurch in entscheidenden Momenten den Anschluss. Meine Lehrer unterstützen mich teilweise nicht, sondern sahen mich eher als etwas rebellisch an, bis ich nach einem Lehrerwechsel einen deutlichen Sprung meiner Noten nach oben nachweisen konnte.

Was war geschehen? Ich hatte begriffen, worauf es beim Lernen ankam. Ich ging meinen eigenen Weg und änderte das System meines Lernens vollständig und ohne Hilfe. Plötzlich war ich einer der besten Schüler.

In der Zwischenzeit hat sich nach Aussagen der Zuständigen viel verändert.

Tatsächlich werden die Lehrpersonen mit zusätzlicher Verwaltungsarbeit überhäuft, so dass sie sich nicht wirklich um die Kinder kümmern können. Ihre Kompetenzen gegenüber den Kindern sind zudem so stark eingeschränkt, dass sie keine Handlungsfreiheit mehr haben.

Aus Gesprächen mit Nachbarskindern weiss ich, dass die Probleme, die ich damals feststellte, auch heute noch bestehen. Zwar dürfen Lehrer nicht mehr nach dem Lineal greifen, um damit auf Hände zu schlagen, Kinder werden nicht mehr durchgeschüttelt, wenn sie nicht wollen wie der Lehrer, doch auch damals war dies eher die Ausnahme. Prinzipiell ist das in Ordnung. Doch eine Lehrperson kann ein Kind nicht mehr zurechtweisen, darf es nicht "nach draussen" stellen, wenn es sich nicht zu benehmen weiss. Es besteht keine Erziehungsberechtigung. Die Hände sind ihnen gebunden.

Kinder gehen anfänglich gerne in die Schule, es verleidet ihnen aber recht schnell. Sie wissen nicht wirklich, weshalb sie lernen sollen und vor allem, warum sie lernen sollen, was im Moment gerade gelehrt wird. Manchen passt der Stoff einiger Fächer, andere können damit nichts anfangen. Sie klagen über Langeweile im Unterricht, über "Kindergarten-Verhalten" der Lehrer und darüber, dass man sie nicht selbst etwas tun lässt, wenn sie denn wollten.

Dann sind da noch Noten. Diese Noten geben nicht wirklich über die Leistungsfähigkeit der Kinder Auskunft, sondern eher über die Fähigkeit der Lehrperson, dem entsprechenden Kind bei seiner Ausbildung zu helfen. Sie können somit nicht als Leistungsindex für das weitere Leben eines Menschen gelten, sondern sollten eher als Qualifikation für Lehrer und Schule verwendet werden.

Ein Kind, das etwas über eine Sache weiss, kann damit umgehen. Es hat das Wissen darüber. Eine Note ist überflüssig. Will man Fähigkeiten definieren, so genügt es, Lernenden zu attestieren, wenn sie ein spezifisches Thema abgeschlossen haben. Natürlich bedeutet dies, dass am System der Schule etwas geändert werden muss.

Bildung und Erziehung sind Eigenschaften, die heute normalerweise von aussen an den Menschen herangetragen werden, um ihn einem System anzupassen. Daher ist aus dieser Sicht verständlich, dass selbstbestimmte Bildung und Erziehung nicht gerne gesehen werden.

Aber die Bildung ist für die Lernenden persönlich, nicht für jemand anderen. Sie entscheiden, ob sie das Wissen haben möchten oder nicht. Sie entscheiden, welches Wissen sie haben möchten. Ihre Zukunft hängt davon ab.